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Reichskristallnacht
Buchenwald

Buchenwald

Am Tag nach der Reichskristallnacht wurden Dr. Lothar Eisner und Ludwig Meyerstein verhaftet und in Buchenwald interniert.

Seit März 1937 hatte Dr. Lothar Eisner in Stuttgart die Leitung verschiedener zionistischer Organisationen übernommen, wofür er ein Gehalt von 150 RM pro Monat erhielt. So war er Sekretär des Palästinaamtes, das die Ausreise von Juden organisierte und finanzierte sowie die Ausreisenden mit Sprachkursen und handwerklichen oder landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungsangeboten auf die neue Heimat vorbereitete. Ferner leitete er die Stuttgarter Zweigstelle der Zionistischen Vereinigung sowie die Organisationen Keren Hajessod, eine Organisation, die Gelder für die Zionistische Bewegung sammelte und Keren Kajemeth Legisrael, eine Organisation, die als Treuhänder auftrat und Land in Palästina ankaufte.

Hier finden Sie das Zeugnis des Palästina-Amtes.

Offenbar war er wie viele Juden in diesen Jahren gezwungen, ständig umzuziehen. So sind aus den beiden Jahren 1938/39 mindestens vier Adressen bekannt (Friedrichstr. 54, Leonhardtr. 1, 4. Stock; Schlossstr. 66A, 4. Stock; Kronenstr. 39, 1. Stock).

Am Tag der Reichskristallnacht war Dr. Eisner beruflich in Frankfurt und übernachtete dort in einem jüdischen Hotel. Am Morgen des 10. November wurden alle Gäste dort verhaftet und in der darauffolgenden Nach mit 337 Mit-Häftlingen nach Buchenwald gebracht. Der Zug fuhr gegen Mitternacht ab und erreichte das KZ Buchenwald gegen 6:00 Uhr morgens.

Lesen Sie hier die Schilderungen von Dr. Eisner zu seiner Festnahme,
dem Aufenthalt in Buchenwald und sener Entlassung.

Ludwig Meyerstein wurde zunächst ins Polizeigefängnis in Halle inhaftiert und am 11.11.1938 mit 74 anderen Juden nach Buchenwald gebracht.

Insgesamt wurden in den Tagen nach der Reichskristallnacht 30.000 Juden in Deutschland verhaftet, 10.000 davon brachte man nach Buchenwald. Dort wurden die Häftlinge besonders schlecht behandelt, damit sie zusicherten, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen. Taten sie dies, konnten sie gehen.

Anmeldung So wurden die Häftlinge zunächst durch eine sogenannte Caracho-Gasse zum Tor gejagt. An den Seiten standen SS-Männer und schlugen auf die Häftlinge ein. Sie hatten auch Hunde, die sie auf die Häftlinge hetzten. Im Lager angekommen gab es keine Unterkünfte. Die Reichskristallnacht war von Hitler spontan angezettelt worden. Buchenwald hatte damals nur eine Kapazität für ca. 2.000 Häftlinge, man war deshalb auf die 10.000 Menschen, die in den drei Tagen nach der Reichskristallnacht ankamen, nicht vorbereitet.

Die Neuankömmlinge mussten bei den winterlichen Temperaturen mehrere Tage und Nächte auf dem Appellplatz stehen oder aufrecht sitzen. In der Zwischenzeit mussten andere Häftlinge schnell Baracken bauen. Die hatten nicht einmal einen Fußboden, sondern standen auf dem matschigen Untergrund.

Apellplatz

Es gab keine funktionierenden Toiletten, nur zwei offene Latrinen, die rundum mit Balken ausgestattet waren. Die Wärter schlugen die Nutzer der Latrine teilweise von den Balken, so dass sie in den Kot fielen. In den ersten Tagen verbot man den Häftlingen, diese zu benutzen und auch später war es in der Nacht verboten und tagsüber während der Apelle. Die Häftlinge mussten in die Hose machen. Rund um die notdürftigen Baraken weichte der Untergrund vom Urin schnell auf und verwandelte sich in Matsch.

Es gab zu wenig Essen und weil die Wasserleitungen noch im Bau waren, gab es vor allem auch zu wenig Wasser. Den Häftlingen stand nur etwa 1/4 l pro Tag zur Verfügung, zu wenig, um davon auch Körperhygiene betreiben zu können.

Haare scheeren

Am 13. November gab es Essen, das eine Magen- Darmgrippe auslöste. Diese verschlechterte die hygienische Situation weiter. Menschen, die es nicht mehr aushielten und zur Latrine rannten, wurden ausgepeitscht. Am 14. November gab es die ersten Selbstmorde am elektrischen Zaun.

Die Lagerleitung fürchtete den Ausbruch von Seuchen und einer Massenpanik. Wohl deshalb nahm sie ca. 1.000 Juden aus dem Sonderlager und brachte sie in dem normalen Lager unter, dass durch einen Stacheldraht vom Sonderlager für die Aktionsjuden abgetrennt war. Die Häftlingsnummer von Dr. Lothar Eisner spricht dafür, dass er in sich in dieser Gruppe befand. In diesem Lagerteil waren die Zustände viel besser. Im Gegensatz zu den Notbaracken des Sonderlagers waren die Unterkünfte besser ausgestattet. So gab es z.B. beheizte Tagesräume und die Belegung war deutlich geringer. Die Häftlinge erhielten Strohsäcke und Decken, außerdem Häftlingskleidung. So hatten sie endlich die Möglichkeit aus ihrer verkoteten Zivilkleidung herauszukommen, mit der sie vier Tage vorher verhaftet worden waren. Es gab auch häufiger Mahlzeiten und es war drei Mal pro Tag möglich, sich Hände und Gesicht zu waschen. Und es gab besser funktionierende Toilettenanlagen.

In Buchenwalt wollte man den Häftlingen klar machen, dass sie keinerlei Überlebenschance hätten, wenn sie in Deutschland blieben. Vor diesem Hintergrund waren dann viele schnell bereit, auf ihr Eigentum zu verzichten und zuzusichern, dass sie Deutschland so schnell wie möglich verlassen würden.

Ludwig Meyerstein wurde am 6.12.38, Dr. Lothar Eisner am 20.12.38 entlassen. Dr. Eisner musste sich zunächst bei der Frankfurter Gestapo melden, die ihm den Entlassungschein aus Buchenwald abnahm. Daraufhin kehrte er nach Stuttgart zurück, musste sich aber fortan täglich auf einer Polizeidienststelle melden. Es ist anzunehmen, dass es Ludwig Meyerstein nicht anders erging.

Hier finden Sie die Originalakten aus Buchenwald mit Erläuterung.

Informationen zum den Zuständen in Buchenwald: vgl. Stein, Harry: Das Sonderlager im Konzentrationslager Buchenwald nach den Progromen 1938, in: Kingreen, Monica: Nach der Kristallnacht, Jüdisches Leben und antijüdische Politik in Frankfurt am Main 1938-1945, Frankfurt/ New York 1999, S. 19-54

 

 

Lothar in Stuttgart

Ludwig Meyerstein