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Ludwig Eisner, Alice und Familie
Dr. Lothar Eisner
Rosa Eisner

Ludwig Eisner, Alice und ihre Familie

Ludwig Eisner war nach der Reichskristallnacht nach Breslau geflüchtet, um einer Verhaftung zu entgehen. Er wandte sich an Edna Cohn in den USA. Obwohl diese nur eine weit entferne Verwandte war, besorgte sie kubanische Visa für ihn, seine Tochter Alice und deren Familie.

Am 13. Mai 1939 verließ die Familie gemeinsam mit über 900 Flüchtlingen Hamburg auf der St. Louis. Die Familie reiste 1. Klasse, nach den Erinnerungen von Rosa Eisner kostete die Fahrkarte pro Person 1.500 RM. Mit an Bord hatten sie zwei Container mit Möbeln für ihr neues Zuhause. Diese hatte Alice zusammen mit ihrer Mutter gekauft, die eigens dafür nach Halle gekommen war. Zudem versuchte die Familie Schmuck heraus zu schmuggeln, indem sie ihn in die Möbelstücke einnähte. Die Container gingen auf der Reise jedoch verloren.

Bevor Ludwig Eisner gehen durfte, plünderten die Nazi-Behörden sein sichergestelltes Konto: Er musste zunächst 16.000 RM, dann noch einmal 3.900 RM Reichsfluchtsteuer zahlen. Ferner wurde eine Judenvermögensabgabe in Höhe von 11.000 RM fällig. Dazu musste er eine Strafe von 8.000 RM zahlen, weil er ein Radio besaß. Er musste nicht nur die Möbel der Guttentager Wohnung zurücklassen, sondern auch die Möbel, die eigens für die Auswanderung angeschafft wurden. Auch sein Reisegepäck wurde ihm auf der Flucht weggenommen. Juden, die zu diesem Zeitpunkt Deutschland verließen, durften nunmehr nur noch 10 RM mitnehmen. Von dem Geld, das mein Großvater als Kaufpreis gezahlt hatte, hat die Familie Eisner also nie etwas erreicht.

In Kuba angekommen, durften die Flüchtlinge nicht ausschiffen. Nach Demonstrationen der heimischen Bevölkerung gegen die jüdische Einwanderung, widerrief der kubanische Präsident die Einreisevisa. Mehrtägige Verhandlungen im Hafen von Kuba darüber, doch noch die Einreise zu erlauben, scheiterten.

Was Ludwig Eisner nicht wusste, war, dass ein Bekannter aus Guttentag, der wusste, dass Ludwig an Bord war, versuchte, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Max Lewin war zwei Monate vor der St. Louis nach Kuba gekommen. Er heuerte ein Boot an, mit dem er versuchte an die St. Louis herauszufahren. Aber der Versuch der Kontaktaufnahme scheiterte.

Das Schiff lief daraufhin Richtung USA und kreuzte einige Tage vor Florida. Roosevelt wollte die Flüchtlinge zunächst aufnehmen, war aber im Wahlkampf und die Demokratische Partei verwehrte die Einreise. Daraufhin musste die St. Louis nach Deutschland zurückkehren. Einige Passagiere begingen Selbstmord, indem sie über Bord sprangen. Auf dem Rückweg gelang es dem Kapitän Schröder dann jedoch, England, Frankreich, Belgien und die Niederlande dazu zu bewegen, die Flüchtlinge aufzunehmen. Alice und ihr Bruder Lothar hatten als Teenager von Ihren Eltern eine Bildungsreise durch Europa geschenkt bekommen und Paris hatte Alice besonders gut gefallen. Außerdem sprach sie Französisch. Deshalb wählte sie zunächst Frankreich als Einwanderungsziel aus. Ihr Mann sprach aber nur ein bisschen englisch, deshalb entschied man sich schließlich doch für England – eine glückliche Entscheidung, denn die übrigen Flüchtlinge gerieten nach Ausbruch des Krieges schnell wieder in den Herrschaftsbereich der Nazis und sehr viele verloren ihr Leben.

Kurz danach brach der 2. Weltkrieg aus und Ludwig Eisner und sein Schwiegersohn wurden als „feindliche“ Deutsche auf der Isle of Man interniert. Leider kann nicht mehr rekonstruiert werden, wie lange die Internierung dauerte, aber wohl nicht mehr als ein paar Monate.

Lesen Sie hier, warum die Recherche zur Internierung auf der Isle of Man so schwierig ist.

Alice wurde mit ihrem mittlerweile in John umbenannten Sohn aufs englische Land nach Bedford verbracht.

Lesen oder hören Sie das Interview, das John Meyerstein
2004 dem United States Holocaust Memorial Museum gegeben hat,
in dem er die Flucht auf der St. Louis schildert,
aber auch weite Teile der Familiengeschichte erzählt.

Karte Englan

 

 


MS St. Louis
Alice mit Sohn