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Ludwig Eisner, Alice und Familie
Dr. Lothar Eisner
Rosa Eisner

Rosa Eisner

HafenrundfahrtRosa Eisner begleitete ihren Mann zwar noch nach Hamburg zum Schiff, kehrte dann aber nach Guttentag zurück. Sie glaubte offenbar, dass sie weiterhin sicher sein würde, als Frau und weil ihre Familie schon seit mehr als sieben Generationen in Deutschland lebte. Ein fataler Irrtum, wie sich schnell herausstellte.

Eines Nachts im Winter 1939/40 klopfte es an die Tür, was Rosa Eisner einen riesigen Schreck versetzte, weil sie glaubte, die Gestapo würde sie holen. Vor der Tür stand jedoch der katholische Pfarrer Gladysz.

Er hieß ihr, keinesfalls das Licht anzuschalten und warnte sie, dass die Gestapo sie am nächsten Tag holen würde. Rosa Eisner raffte daraufhin in der Dunkelheit ein paar Dinge zusammen und verlies Guttentag, indem sie sich an Bahnschienen durchschlug.

Sie gelangte nach Breslau. Wo sie dort wohnte und wie sie überlebte, konnte nicht ermittelt werden. Am 10. August 1940 erhielt Rosa Eisner dort die Nachricht, sofort nach Wien zu kommen, um am sog. Storfer-Transport teilzunehmen (siehe Erläuterungen rechts). Um die Fahrt zu bezahlen, hatte sie sich 110 $ beschafft und hatte dem Palästinaamt eine Forderung von 3.500 RM gegenüber dem Amtsrat Heppner in Bziunken, nahe Guttentag, abgetreten.

Am 12. August bestieg sie einen Zug und erreichte am 13. August Wien. Dort wurde sie mit anderen Flüchtlingen in 10 Hotels untergebracht. Am 26. August ging es weiter zur slowakischen Grenze, wo die Flüchtlinge und ihr Gepäck –als reine Schikane - durchsucht wurde. Danach wurde die Reise nach Preßburg fortgesetzt, wo sie den Ausflugsdampfer Uranus bestieg, der am 3.9.1940 Richtung Donaudelta auslief.

MS PacificDort wurde sie auf die MS Pacific, eines von drei für die Flüchtlinge ausgestatten Frachtschiffen, umgeschifft, die am 11. Oktober Richtung Haifa auslief. Dieses Frachtschiff war neben der Fracht für 50 Personen ausgelegt, auf dieser Reise beherbergte es aber 1.200 Personen. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal. Um auf die Toilette zu gehen, musste man mindestens eine Stunde warten. Als viele Flüchtlinge Durchfall bekamen, verschlechterte sich die Lage weiter. Es gab nur einen Parafinofen auf dem ganzen Schiff. Überall standen 3-stöckige Betten, auch in den Frachträumen und auf Deck. Es musste in Schichten geschlafen werden und die Passagiere konnten nur abwechselnd zu festen Zeiten auf Deck, um Luft zu schnappen. Essen und Trinkwasser waren knapp. Sowohl auf der Milos als auch der Pacific gab es aber ausgezeichnete Reiseleitungen, auf der Pacific wurde sie von der zionistischen Pioniergruppe Hechaluz übernommen. Sie setze möglichst viele Flüchtlinge beim Ordnungsdienst, bei der Magazinverwaltung, als Baugruppe, beim Waschdienst und in der Küche ein, um sie zu beschäftigen. Die übrigen, die den größten Teil ausmachten, unterhielt sie durch Lehrkurse und Sprachunterricht.

MS PatriaAm 14. November wurden die MS Pacific und die MS Milos von der britischen Armee vor Haifa aufgegriffen, die beabsichtigte, alle 3.500 Flüchtlinge des Storfer-Transportes nach Mauritius zu deportieren. Rosa Eisner wurden mit den anderen Flüchtlingen der MS Pacific und der MS Milos auf die SS Patria umgeschifft.

Dr. Lothar Eisner wusste, dass Rosa Eisner auf dem Weg nach Haifa war. Als er erfuhr, dass sie auf der SS Patria war, wandte er sich an die Briten mit der Bitte, seine Mutter besuchen und ihr Kleidung und Nahrungsmittel bringen zu dürfen. Die britischen Behörden antworteten herzlos, dass seine Mutter ausreichend versorgt werde und ein Besuch nicht möglich sei.

Lesen Sie hier das Antwortschreiben der Briten auf die Anfrage Dr. Eisners

sinkende PatraAls am 24.11.1940 auch das letzte Schiff des Konvois, die MS Atlantic, Haifa erreichte und die ersten 174 Flüchtlinge bereits umgeschifft waren, stand die Abreise nach Mauritius kurz bevor. Doch am 25.11.1940 um 9:00 Uhr ertönte ein Signal und alle Passagiere sollten von Bord springen. Kurz danach explodierte das Schiff. Die Haganah, eine israelische Untergrundorganisation wollte die Deportation der Flüchtlinge verhindern, indem sie das Auslaufen der SS Patria sabortierte. Allerdings berechnete sie die Sprengladung viel zu hoch, so dass das Schiff innerhalb weniger Minuten unterging und 267 Flüchtlinge starben.

Rosa Eisner wurde gerettet und in ein britisches Internierungslager nach Atlit, nahe Haifa gebracht. Doch die Briten wollten weiterhin deportieren. Erst Proteste in den USA und ein Appell von Dr. Weizmann, den er persönlich an Churchill richtete, erreichten schließlich, dass die Flüchtlinge der SS Patria bleiben durften.

Am 15.6.1941 gelang es Lothar Eisner, seine Mutter aus Atlit herauszuholen.

Der Storfer-Transport war der letzte, der Deutschland verlassen hat. Und die Passagiere der SS Patria waren die letzten, die eine legale Aufenthaltserlaubnis in Israel bekamen.

Hier finden Sie die Passagerlisten der MS Pacific und der SS Patria.

Lesen Sie hier Telegramme über die glückliche Flucht

Karte

 

In Jerusalem wurde ihr von einer jüdischen Organisation zusammen mit einer anderen Frau gleichen Alters ein Zimmer zur Verfügung gestellt wurde. Als Gegenleistung räumte sie Büroräume auf. In diesem Zimmer kochte sie täglich auch für ihren Sohn mit.

 

 


Bertold Storfer und sein dramatischer Flüchtlingstransport

Bertold Storfer war selbst Jude. Er versuchte unter widrigsten Umständen Juden illegal nach Palästina zu bringen.

Dabei wurder er von Adolf Eichmann unterstützt, der Deutschland und die Protektoratsgebiete judenfrei machen wollte, indem er Juden auswies. Dabei stieß er jedoch auf das Problem, dass spätestens nach der Konferenz von Evian kein Land mehr Juden aufnehmen wollte.

Adolf Eichmann stattete Storfer deshalb mit weitreichenden Kompetenzen aus, kontrollierte ihn gleichzeitig aber auch scharf.

Ende 1940 gelang ihm mit dem Transport, auf dem sich auch Rosa Eisner befand, einer der größten und spektakulärsten Flüchtlingstransporte. Er rette 3.500 Menschen das Leben.

Storfer wird von der jüdischen Gemeinde bis heute kritisch betrachtet und häufig als Kolloborateur bezeichnet.

Er selbst schaffte es nicht mehr aus Deutschland heraus und starb 1944 in Ausschwitz.

Lesen Sie hier die ganze Geschichte des dramatischen Flüchtlingstransportes.