<%@LANGUAGE="JAVASCRIPT" CODEPAGE="1252"%> Eisner family
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Restitution

weiteres Schicksal

Weiteres Schicksal

Ludwig Eisner konnte in England nicht arbeiten, er lebte von Zuwendungen von Hilfsorganisationen. Seinen Stil jedoch bewahrte er sich. Er kleidete sich jeden Tag elegant. Er führte ein reichhaltiges gesellschaftliches Leben und traf sich viel in Cafes und hatte wohl auch einige Frauenbekanntschaften. Nach Kriegsende reiste Ludwig Eisner zu seiner Frau nach Jerusalem. Bei der Ankunft war er geschockt über den niedrigen Entwicklungsgrad Palästinas. Als geborener Verkäufer verdiente er ein bisschen Geld, indem er von Haustür zu Haustür zog und Haushaltswaren verkauft. Er starb am 7.2.1951.

Alice und John

Lizenz von Ludwig Eisner als ambulanter Händler

Rosa Eisner lebte bis zu ihrem Tod 1962 bei ihrem Sohn in Jerusalem und kümmerte sich um die Enkelkinder, während deren Eltern arbeiteten.

Dr. Lothar Eisner heirate 1942 Lore Szpigielman. Diese hatte die Nazis bereits vor deren Machtergreifung richtig eingeschätzt, war deshalb schon 1933 emigriert und hatte in Jerusalem den ersten Blumenladen eröffnet. Sie verlor jedoch fast ihre gesamte Familie, nur 10 von 100 Familienmitgliedern überlebten.

1943 kam die gemeinsam Tochter Daniela auf die Welt, 1948 der Sohn Uri Wolf Thomas. In solchen Zeiten Kinder in die Welt zu setzen, das hielten ihre Freunde für verrückt. Und weil viele aus dieser Generation deshalb keine Kinder hatten, waren die Eisnerschen Kinder die Ersatzkinder vieler im Bekannten- und Freundeskreis ihrer Eltern.

Wirtschaftlich waren die Jahre nach der Einwanderung schwierig. Das Gehalt bei der britschen Armee war niedrig und die Familie lebte vorwiegend vom Einkommen von Dr. Eisners Frau. Prekär wurde die Lage 1948, als die Unruhen im Vorfeld der Israelischen Staatsgründung zunahmen. Die britische Armee entließ ihre Angestellten und so verlor auch Dr. Eisner Anfang 1948 seinen Arbeitsplatz. Auch Lore Eisner konnte mit ihrem Blumenladen kaum noch etwas verdienen, weil in Jerusalem Krieg herrschte. Erst 1950 beruhigte sich die Lage wieder.

Aber Dr. Eisner benötigte einen neuen Beruf und so begann er eine Lehre als Buchhändler - mit dem entsprechend niedrigen Gehalt. Die Familie lebte also weiterhin vom Einkommen der Ehefrau. Nach seiner Ausbildung arbeitete er in verschiedenen Buchhandlungen. Ab 1954 erhielt Dr. Eisner dann die Wiedergutmachungs-Leistungen aus Deutschland, so dass sich die Situation entspannte.

Ende 1959 erhielt er dann eine 2/3 Stelle als Bibliothekar der Jerusalemer Universität, allerdings unter der Auflage, dass er einen Abschluss als Bibliothekar nachholte. Da er nur sehr schlecht Hebräisch sprach, wurde er in einen zweijährigen Kurs eingeteilt. Diese Ausbildung konnte er sich nur leisten, weil er die Entschädigungsleistungen aus Deutschland erhielt. Ab 1962 erhielt er dann zum ersten Mal in seinem Leben ein normales Gehalt - da war er bereits 53 Jahre alt. Es war das Gehalt eines Berufsanfängers.

Lesen Sie hier die ausführliche Darstellung seiner beruflichen Laufbahn in Israel
im Rahmen des Restitutionsverfahren.

Trotzdem war er glücklich in seinem neuen Beruf. Er liebte Literatur, insbesondere die deutsche. Seinen Sohn nannte er nach Thomas Mann. Er war wohl nicht allzu zu traurig, dass er seinen ursprünglichen Beruf nie ausüben konnte.

In Israel wurde Dr. Eisner wohl Zeit seines Lebens nie heimisch. Er verbrachte seine Zeit wann immer möglich mit deutsche Immigranten. Zuletzt lebte er 15 Jahre in einem Alternsheim, in dem ausschließlich deutsche Immigranten lebten – zumeist Intellektuelle. Dort tauschte er sich auch sehr gerne mit deutschen Zivildienstleistenden aus. Doch obwohl er sich als Deutscher fühlte, konnte er sich niemals vorstellen, nach Deutschland zurückzukehren – nicht einmal mehr zu Besuch.

Anfang der 90er Jahre gab Dr. Eisner der österreichischen Professorin Anne Betten ein Interview für das Buch "Wir sind die Letzten. Fragt uns aus", in dem er über sein Leben berichtet. Hören Sie das gesamte Interview:
Teil 1
Teil 2

Er reiste nur noch einmal nach Deutschland, um sich seine Zeugnisse abzuholen.

hier die Bestätigung seiner Promotion

Eine Einladung zu einem Klassentreffen in den 80er Jahren konnte er sich nicht überwinden anzunehmen, obwohl die Einladung sehr nett formuliert war und sogar die Reisekosten übernommen werden sollten. Er aber konnte sich nicht vorstellen, mit den ehemaligen Schulkameraden an einem Tisch zu sitzen und harmlos in alten Zeiten zu schwelgen, gar aufzustehen und der toten Klassenkameraden zu gedenken. Er hätte sich als Verräter an den ermordeten Juden gefühlt, z.B. an dem Ehepaar Spier, bei dem er in seinen Oppelner Jahren gewohnt oder dem Ehepaar Schüller, dem er sich in Gleiwitz verbunden gefühlt hatte und das am 27.Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und noch am gleichen Tag vergast worden war.

Lesen Sie hier den Briefwechsel mit der Schule in Oppeln und hier einen Brief des Augsburger Bischofs, der sich an den letzten Abend des Ehepaares Schüllers erinnert.

Seine Ablehnung reichte sogar so weit, dass er den Kontakt zu einem seiner besten Freunde, Werner Marx, abbrach, als dieser 1958 nach Deutschland zurückging und dort 1964 die Nachfolge auf dem Lehrstuhl von Martin Heidegger an der Universität Freiburg antrat. Als sein Sohn von 1987 bis 1990 für den Staat Israel nach München und Frankfurt ging, konnte er dies zwar akzeptieren, zu einem Besuch konnte er sich aber nicht durchringen. Lothar Eisner starb 1995 in Jerusalem.

Lesen Sie hier einen Brief an seinen Sohn in Deutschland.

Seine beiden Kinder leben in Israel. Als sie in der Schule waren, wurde ihren Eltern häufig nahe gelegt, ihren deutschen Namen abzulegen und einen jüdischen Namen anzunehmen. Die Lehrer schickten auch gleich eine Liste mit potentiellen Namen mit. Ihr Vater lehnte eine Namensänderung aber immer wieder ab.

Die Tochter Alice blieb mit ihrer Familie bis zu ihrem Lebensende in Bedford. Ihr Mann Ludwig Meyerstein arbeitete nie wieder in seinem Beruf als Anwalt. Er verdiente sein Geld in einer Schokoladen-Fabrik. Seine Frau trug durch Putzen zum Lebensunterhalt bei. Ludwig Meyerstein blieb Zeit seines Lebens traumatisiert und depressiv. Er starb am 19. Januar 1986. Der Enkel John nahm in den 50er Jahren am Korea-Krieg teil. Später lebte er mit seiner asiatischen Frau in die USA. Heute (2015) ist er 80 Jahre alt und lebt in Kanada. Er hat zwei Töchter, die in den USA leben.

Edna Cohn unterstützte die Familie in England auch nach deren Ankunft weiter, was insbesondere Ludwig Meyerstein sehr peinlich war. Es gelang der Familie aber schließlich, Edna Cohn das gesamte Geld zurückzuzahlen. Die Tochter von Dr. Lothar Eisner heißt mit 2. Vornamen Edna.

Einen Kontakt zwischen den Familienmitgliedern in Jerusalem und England gab es kaum noch. Rosa Eisner war nach dem Tod ihres Ehemannes nur noch einmal bei ihrer Tochter, mit ihrem Enkel konnte sie sich jedoch nicht mehr unterhalten, weil dieser Deutsch bereits verlernt hatte. Alice war noch zwei oder drei Mal in Jerusalem, um ihre Mutter dort zu besuchen. Einmal war auch ihr Mann dabei.

Familie in Jerusalem

Mein Großvater baute mühsam wieder ein Schuhgeschäft auf, das er in den 70er Jahren an seinen ältesten Sohn übergab. 1981 starb mein Großvater, 1982 meine Großmutter. Das Schuhgeschäft musste bald darauf aufgegeben werden.

Mittlerweile sind 3 der 6 Kinder verstorben, darunter auch der älteste Sohn, der als einziger alt genug war, um bewusste Erinnerungen zu haben.

Ich stehe in Kontakt zu allen drei Enkeln von Ludwig und Rosa Eisner, die mir helfen, die Geschichte zu komplettieren. Gemeinsam möchten wir uns um das Andenken kümmern.

Alice und John

Lothar und Frau

Rosa

Rosa und Alice

Alice und Mann

Gnilka

Lothar

Lothar

Goldene Hochzeit