
  Die Familie Eisner bestand aus 
  
    - dem Vater Ludwig Eisner, geboren am 27.11.1880. Sein  Vater war aus Polen gekommen, das damals zu Russland gehörte, weil er nicht  in die russische Armee eingezogen werden wollte. 
    
 
 
-  der Mutter Rosa Eisner, geb. Heimann, geboren am  30.08.1884 in Tarnowitz. Die Heirat von Ludwig und Rosa fand am 12. August 1906 statt. 
 
 
- dem Sohn Dr. Lothar Eisner, geboren am 21.04.1909. 
 
 Er wurde 1915 noch in die jüdische Schule eingeschult, die dann aber wegen Schülermangels geschlossen wurde. Von 1916 bis zum Kriegsende wurden die jüdischen Kinder in die katholische Schule geschickt, danach in die evangelische. Die Oberrealschule besuchte Lothar in Oppeln (Adresse: Oimska/Katowicka). Dort wohnte er beim Ehepaar Spier (Karlstraße 20 (Edmunda  Osmańczyka 20)). Er  war ein so guter Schüler, dass er für seine Leistungen mit einen Rundflug  belohnt wurde. 1929 machte er sein Abitur.
 
 Danach studierte er in Freiburg, München und Breslau Jura. 1933 machte er sein erstes Staatsexamen und und  promovierte auch in dieser Disziplin. Seine Kommilitonen Werner Marx und Kurt  Licht wurden zu seinen besten Freunden. Werner Marx übernahm später den  Lehrstuhl von Martin Heidegger in Freiburg und Kurt Licht leitete in den 70er  Jahren die  Berliner Niederlassung des Israelischen  Fremdenverkehrsbüros.
 
 1933 machte Lothar sein 1. Staatsexamen und aufgrund einer Sonderregelung für  Oberschlesien konnte er trotz seines jüdischen Glaubens noch sein Referendariat  beginnen. Er hat später gesagt, dass er sowohl in Guttentag als auch in  Gleiwitz (dort wohnte er in der Niederwallstraße 27) immer gut behandelt worden sei. Darüber hinaus machte er in Gleiwitz  viele jüdische Bekanntschaften, durch die er viele Jahre später in Israel auch  seine Frau kennen lernte.
 
 Dennoch muss die Atmosphäre ungeheuer angespannt gewesen sein. Bereits kurz nach der Machtergreifung im März 1933 drangen in Gleiwitz "junge Burschen" in das Gerichtsgebäude ein und verprügelten jüdische Anwälte im Gerichtsgebäude. Eine junge Assessorin musste sogar in Schutzhaft genommen werden. Kurz darauf, im April 1933 trat eine Verordnung in Kraft, die jüdischen Anwälten ihre Zulassung aberkannte. Allerdings gab es noch viele Ausnahmen (Kriegsveteranen, lange Dienstjahre), so dass zunächst "nur" etwa 30 % betroffen waren  (vgl. Friedläner, Saul: Das Dritte Reich und die Juden, München 1997, S. 41f).
 
 Im August 1937 traf es schließlich auch Lothar. Er wurde aus dem Staatsdienst entlassen, weil er Jude war und konnte deshalb sein 2. Staatsexamen nicht mehr ablegen.
 
 
- der Tochter Alice Meyerstein, geb. Eisner, geboren am 29.06.1910. 
 
 Sie war eine geborene Verkäuferin. Deshalb verließ sie mit 16 Jahren die Schule und arbeitete fortan im Laden ihrer Eltern.
 
 Sie heiratete am 21.8.1932  Ludwig Meyerstein, geboren am 10.03.1893.  Es war eine arrangierte Ehe. Zur Hochzeit erhielt Alice eine üppige Mitgift:  eine Ausstattung im Wert von 30.000 RM und Bargeld in Höhe von 25.000 RM.  Zusammen war dies in etwa so viel wert wie die Immobilie der Eisners. Nach der  Hochzeit ging Alice mit ihrem Mann nach Halle (Adresse: Kleine Ulrichstr. 19).
 
 Ludwig Meyerstein war als Soldat im ersten Weltkrieg gewesen. In den 30er Jahren arbeitete er  als externer Anwalt für die IG Farben und als Strafverteidiger.
 
 Ihr Sohn Hans wurde am 21.3.1935 geboren. Er wurde nach einem Bruder von Ludwig Meyerstein benannt, der im ersten Weltkrieg gefallen war.
 
 
- Rosa und Ludwig Eisner hatten eine weitere Tochter, Miriam, geboren am 23.02.1908. Sie starb am 22.05.1909, nur einen Monat nach Lothars Geburt. 
 
 
- Fanny, der Mutter Ludwig Eisners, geb. 1856 in Guttentag, geb. Gross. Über ihr weiteres Schicksaal ist nichts bekannt. 
Lesen Sie hier Einzelheiten zum Stammbaum, erläutert von Dr. Lothar Eisner